Evaluierung des digitalen Reifegrads von Krankenhäusern
Im Jahr 2020 wurde das „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (kurz KHZG), das von Bund und Ländern mit rund 4,3 Milliarden Euro unterstützt wird, aufgelegt. Mit der Umsetzung der Evaluierung wurde das Experten-Konsortium „DigitalRadar“ beauftragt. Dieses Konsortium wird vertreten durch die HIMSS Europe GmbH, inav – Institut für angewandte Versorgungsforschung, Lohfert und Lohfert AG. Wissenschaftliche Unterstützung erhält es durch das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität St. Gallen.
Es soll den Reifegrad der Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung gemäß § 14b KHG messen und bewerten. Dazu wurde ein Reifegradmodell entwickelt, das eine standardisierte und umfassende Bewertung des Digitalisierungsgrads von Krankenhäusern vornehmen soll. Zur Teilnahme verpflichtet sind all die Krankenhäuser, die Fördermittel im Rahmen des KHZG beantragt haben. Die Durchführung und Auswertung basiert auf einer Selbsteinschätzung der Krankenhäuser. Zur Datenerhebung wurden 1.624 Krankenhäuser und damit 91 Prozent aller Plankrankenhäuser befragt.
Erste Ergebnisse der Auswertung der Selbsteinschätzung der teilnehmenden Institutionen durch das Konsortium „DigitalRadar“ zeichnet das folgende Bild: insbesondere in den Bereichen der Digitalisierung klinischer Prozesse, Informationsaustausch, Telehealth und der Partizipation von Patienten sehen die Experten ein hohes Optimierungspotenzial. Gleichzeitig gilt die Weitergabe von strukturierten Daten im Krankenhaus sowie die Fähigkeit unterschiedlicher Softwaresysteme, möglichst nahtlos zusammenzuarbeiten sei ausbaufähig, heißt es. In Zahlen ausgedrückt bedeuten diese Ergebnisse, dass die deutschen Krankenhäuser 33,25 Punkte von maximal 100 erreichbaren erzielten, allerdings mit einer weiten Streubreite je nach Trägerschaft und Größe der Institution.
Schritte der Onlinedatenerhebung
Jedes Krankenhaus kann sich für einen Digitalisierungscheck durch das Konsortium „DigitalRadar“ registrieren, auch wenn sie keine Förderungsmittel beantragt haben und damit nicht zu einer Teilnahme verpflichtet wären. Es ist jedoch lohnenswert, denn sie erhalten durch eine Teilnahme wichtige Informationen bezüglich ihres eigenen Digitalisierungsstandes und Denkanstöße zur Optimierung. Nach Anfrage und Registrierung werden die Krankenhäuser geprüft und erhalten bei Qualifizierung Zugriff auf das Onlineportal und damit auf den Fragebogen zur Selbstauskunft.
Dieser wird von den Krankenhäusern – namentlich den Zielgruppen des klinischen Personals, der Krankenhausverwaltung und der IT-Abteilung – ausgefüllt und wieder zurückgesandt. Nun werden die übermittelten Daten auf Plausibilität und Vollständigkeit geprüft. Die geprüften Daten werden analysiert und bewertet, der „DigitalRadar“-Score und der EMRAM-Indikator berechnet, der die internationale Vergleichbarkeit sicherstellt. Die teilnehmenden Krankenhäuser erhalten Zugriff auf die individuellen Ergebnisberichte und Informationen zum Benchmarking über ein Online-Dashboard.
Ziele der digitalen Reifegradmessung
Das Hauptziel der Befragung der Krankenhäuser und Gesundheitsinstitutionen für diese Reifegradmessung ist es, den aktuellen Stand zum Stand der Digitalisierung in deutschen Kliniken zu erfassen und die Effekte einer Förderung bezüglich des Digitalisierungsgrades zu untersuchen und zu bewerten. Auch die Versorgung von Patienten und regionale, gesundheitliche Versorgungsstrukturen sollten in diesem Rahmen unter die Lupe genommen werden.
Die Ergebnisse der Auswertungen von „DigitalRadar“ sollten Handlungsfelder aufzeigen, in denen die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und die Arbeitsbedingungen für Krankenhauspersonal und Ärzte verbessert werden müssen. Dabei geht es zum einen um die Förderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Krankenhäusern und des Austausches von Gesundheitsdaten. Auch Innovationen in das Gesundheitswesen stehen ganz oben auf der Liste des Förderprojekts. Alles in allem geht es um die Aufwertung des Gesundheitsstandorts Deutschland.